Am Samstag kommt es zum zweiten Bezirksderby der noch jungen Stadtligasaison: Wir dürfen zu den Ziaglbehm am Wienerberg. Der FAVAC gibt sich die Ehre, auch diesen Verein hoffentlich deutlich in die Schranken zu weisen. Die Wienerberg ist mit zwei Unentschieden und einer Niederlage in die Saison gestartet und hält derzeit Platz 14 mit nur zwei Punkten. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass bei einem Derby immer alles möglich ist. Vor allem auf dem großen Rasenplatz, der mit 100 x 70 Metern zu den grössten in der Liga gehört. Trotzdem haben wir natürlich die Qualität, auch dort aufzutrumpfen.
Im Anschluss noch ein kleiner Abriss des nächsten Gegners:
1921 – der Erste Weltkrieg war zu Ende, die Soldaten waren wieder
zurückgekehrt und hatten ihre Arbeitsstellen in den Ziegelwerken wieder
eingenommen, hatten einige Männer die Idee, zwecks der Eindämmung damals grassierenden
Alkoholsucht vieler Ziegelarbeiter einen Fussvallverein ins Leben zu rufen. Im
Herbst 1921 (lt. Vereinsangaben am 29. Juli) gründeten sie in einem Gasthaus –
die Chronik berichtet über eine Versammlung im italienischen Restaurant „Belle
Gatti“ den ASV Wienerberg. Er wurde nach Gründung in die 2. Klasse Südwest
eingereiht, wo er einige Jahre, von der Presse eher unbemerkt, Fussball
spielte.
Bei Ausschreitungen am FAVAC Platz kam es zu so wüsten Szenen mit den
Wienerbergspielern (sie spielten NICHT gegen den FAVAC), sodass der Verein 1928
polizeilich verboten wurde. Er nannte sich zunächst in Viktoria X um und wechselte
dann 1929 – wie so viele andere
Arbeitersportvereine auch – in den VAFÖ, dem er bis zu dessen Auflösung durch
die Austrofaschisten 1934 angehörte.
Danach kam der noch verheerendere Zweite Weltkrieg, der den Spielbetrieb
unterbrach. 1945 schliesslich findet man wieder vermehrt Fussspuren des Vereines
in den Chroniken, eine der erfolgreichsten Zeiten brach an. Aufstieg in die (zweitklassige)
Regionalliga Ost, zweimal nur knapp den Sprung in die Nationalliga verpasst,
ehe es wieder hinunter in die Tiefen des Wiener Fussballs ging, wo er noch
heute spielt.
Fussballhistorikern ist vielleicht noch der Name Walter Zeman ein Begriff, er ist
der „berühmteste“ Spieler der Ziaglbehm. Dieser hat in seiner Vereinsgeschichte
schon einige Umbenennungen hinter sich: ASV Wienerberg, Viktoria X, SV
Wienerberger, SV Wienerberger/Inzersdorf (nach der Fusion), Young Style
Soccerclub Wienerberg und jetzt eben SV Wienerberg. Der Erste Platz war beim
ehemaligen Werk IV der Ziegelwerke (etwa auf Höhe der alten Ziegelteiche), nach
dem Ausbau des Bezirkes übersiedelten sie – vermutlich schon 1946 - auf das
heute noch existierende Grundstück in der Computerstrasse 2, manchmal auch
Triester Strasse 106 benannt.
Austria
Wien Archiv - Die Online Statistik (austria-archiv.at)
Interessanterweise findet man in den alten Publikationen, also
Sportzeitungen wenig bis gar nichts über die Zeit bis zum Zweiten Weltkrieg. Ob
das mit den Vorfällen aus dem Jahre 1928 zusammenhängt – keine Ahnung.
Vielleicht interessierte der Verein auch sonst niemanden, da die Sportblätter damals
normalerweise ziemlich akribisch über den Wiener Fussball berichteten.