Montag, 1. August 2022

Ein neuer Klub entsteht

 

Im „Neuen Wiener Tagblatt“ wurde am 13. Dezember 1897 ein Spiel zwischen dem Rasenspielverein „Vindobona“ und einem neuen Verein, „Victoria Wien“ angekündigt. Der neue Verein setzte sich aus Spielern des Rasenspielclubs „Training“ und dem Sportklub „Hungaria“ zusammen. Zeitgleich gab es bei „Training“ eine ausserordentliche Generalversammlung, die über die Auflösung des Vereines entscheiden sollte. Kurz gesagt: Auch nach Weggang einiger Spieler bleibt „Training“ weiterhin bestehen.




Das erste offizielle ungarische Fussballspiel

 

Am 24. Jänner 1897 gab der „Budapesti Torna Club“ die Gründung einer Fussballmannschaft bekannt und gilt deswegen als ältester ungarischer Fussballverein. Wie schon in einem anderen Text geschrieben war es den Ungarn ein Bedürfnis, diesen Sport auszuüben. Dazu holten sie sich einen erfahrenen Schweizer Spieler, der die Jungen Fussballer unterrichtete.

Natürlich wollte man sich schon bald mit anderen Vereinen messen und so kam die Anfrage des „Vienna Cricket and Football Clubs“ im Frühjahr 1897 genau richtig. Das Spiel wurde für den Herbst 1897 vorgeschlagen und am 31. Oktober 1897 fand dieses erste Fussballspiel einer ungarischen Mannschaft gegen eine andere Mannschaft – in diesem Falle einer österreichischen – auf dem Millenaris-Sportfeld, welches 1896 zur Tausendjahrfeier Ungarns als Mehrzweckanlage für Leichtathletik, Radfahren und Fussball ausgelegt war und bis heute noch besteht, statt. Über 3.000 Zuseher wollten dieses Spiel bei nebeligen Wetter ansehen und erlebten einen sicheren 2-0 Sieg der Cricketer über tapfer kämpftende Budapester.

Der Budapesti Torna Club spielte in folgender Aufstellung: Stobbe, Harsady, N.B.*, Nolland, Klebersberg, Presky, Iszer, Ramaszeder, Ray, Lintner, Ashton und Kapitän Hajos-Guttmann.

Der Vienna Cricket und Football Club spiele in folgender Aufstellung: Galler, A.Lowe, H. Lowe, Flavin, Pepper, Wagner, Horetzky, Blyth, Gandon, Shires, Günter.

Schiedsrichter war Lowe.

Interessanterweise fand neben dem Fussball- auch ein Tennismatch zwischen zwei Spielern des BTC und des VCuFC statt, wovon der Wiener der bekannte Fussballer Gandon war. Sein Gegner, Nolland gewann diese Partie mit 6-4.

 




*) in der KuK Monarchie mussten Minderjährige (und das war man damals bis 21) oftmals Pseudonyme verwenden und in „Verkleidung“ (falsche Bärte, Perücken...) zu den Spielen antreten, um keine Geldstrafe oder Gefängnis zu riskieren.


Quelle: ANNO, "Neues Wiener Tagblatt", Ausgaben 1897

Challenge Cup

 Am 9. Oktober 1897 veröffentlichte das "Neue Wiener Tagblatt" einen Artikel über den "Wanderpreis des Cricket and Football Clubs", den sogenannten Amateur Challenge Cup, welcher für alle Mannschaften der österreichisch-Ungarischen Monarchie offensteht. Dieser Cup soll jährlich ausgetragen werden, wobei sich die Mannschaften dazu jedes Jahr neu anmelden müssen, es also keine automatische Beteiligung ergibt. Dieser "Challenge Cup" sollte ein Wanderpokal werden, der erst nach dreimaligem Erringen in den Besitz des jeweiligen Gewinners gehen sollte. 




Der erste Spielabbruch und seine Folgen

 

Im „Neuen Wiener Tagblatt“ vom 10. Mai 1897 fand sich die Notiz, dass das Spiel zwischen der Vienna und den Cricketern auf der Hohen Warte (Kreindlwiese) nach der Halbzeit abgebrochen wurde, da der Cricketer Flavin seinen Gegenspieler umrempelte und Lambacher einen Schlüsselbeinbruch zugefügt hat. In den darauf folgenden Diskussionen sollen darüber hinaus auch noch unflätige Worte gefallen sein, worauf die Vienna abtrat und die Cricketer mit einem internen Spiel weitermachten.

Dieser Vorfall hatte ein Nachspiel, da der Gefoulte bei einer Versicherungsgesellschaft versichert war und diese die Verletzung vor Gericht brachte. Im Bezirksgericht Leopoldstadt fand am 26. August 1897 eine Verhandlung statt, in der der Cricketer Flavin vom Vorwurf in allen Punkten freigesprochen wurde.



Quelle: ANNO, "Neues Wiener Tagblatt", Ausgabe August 1897