Favoriten ist die Heimat der Ziaglbehm. Im 19. Jahrhundert, als die Stadt
wuchs, brauchte man Baumaterial. Ein gewisser Heinrich Drasche (aber auch
andere kleinere Fabrikanten) produzierte dieses Baumaterial. Ziegel eben. Und um
möglichst viel Gewinn zu machen, holte er sich aus der heutigen Tschechei (die
Slowakei war ja ungarisches Kronland) billige Arbeiter. Unter heute unvorstellbaren
Bedingungen lebten und arbeiteten diese Menschen, bekamen eigenes Geld bezahlt,
mit dem sie nur in den eigenen Geschäften auf dem Gelände der Ziegelfabrik
einkaufen konnten und waren überhaupt nur wenig wert. „Hackler“ kommt aus
dieser Zeit, das waren jene Menschen, die den Lehm herausgehackt haben, ehe sie
– nachdem die „Sandler“, meist Tagelöhner – die Formen mit Sand bestreut hatten
(also gesandelt haben) – in den großen Brennereien zu Ziegeln gebrannt wurden.
Heinrich Drasche wurde für „seine“ Ziegel geadelt und durfte den kaiserlichen
Doppeladler zuwischen seinen Anfangsbuchstaben A und D in die Ziegel brennen.
Die „Kaiserziegel“ entstanden, die von 1870 bis 1910 produziert wurden. Drasche
selber errichtete sich den Heinrichshof und weitere Bauten, erwarb Ziegelwerke
in der gesamten Monarchie, 15 Kohlebergwerke und war überhaupt einer der
reichsten Unternehmer Wiens.
Der junge Viktor Adler, später Gründer der Ersten Republik, war der Erste,
der die Zustände in Drasches Ziegelwerke anprangerte, erst danach änderten sich
die Lebensbedingungen, Favoriten wuchs zum bis heute bevölkerungsstärksten
Bezirk an.
Und diese „Ziaglbehm“ waren es auch, die in den 1890er Jahren mit dem
Fussballspielen begannen, auf Gstetten oder Marktplätzen wie der Steinmetzwiese.
Dutzende Spitzenfussballer der Nachkriegszeit erlernten dort das Spielen und
bekamen die Chance, aus ihrem engen Umfeld zu entweichen. Zwei davon, Pepi
Uridil von Rapid und der unvergessene Matthias Sindelar brachten es zu
Kultstatus.
Viele Vereine entstanden in Favoriten. Der Bezirk wurde zur Kornkammer des
Fussballs, wie es Friedrich Torberg nannte, obgleich die ältesten
Fussballvereine Wiens aus dem bürgerlichen Milieu entsprangen. Die bekanntesten
Vereine waren Rudolfshügel, die Hertha, Slovan (obgleich nicht in Favoriten
gegründet), der FC Wien, der FAVAC und viele andere, die wir schon lange
vergessen haben.
Heute verbindet man die Austria mit Favoriten und seiner Geschichte,
obgleich die Wurzeln der Austria im bürgerlichen Milieu im Prater und Hietzing
entstanden sind und sie diese Wurzeln bis heute nicht wirklich abgestreift hat.
Aber sie ist halt ein Bundesligaverein, der 1973 den ehemaligen „Tschechischen
Herz Platz“ der Slovan übernommen hat.
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Arbeiterproteste - Gegen eingemauertes Ziegel-Elend - Wiener Zeitung Online
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(mitteninhernals.at)
Victor
Adler und die Ziegelarbeiter › SPÖ Favoriten (spoe.wien)
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